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Schwierige Voraussetzungen für eine gute Schulbildung

Der Mangel an vernünftigen Lernumgebungen zu Hause, die Sprachbarrieren, schlechte Gesundheit und Mangelernährung, sowie andere ökonomische Probleme und nicht zuletzt die Ausstattung der Schulen und die schlechte Lehrerausbildung stellen die größten Hürden für eine gute Schulbildung in Tansania dar.

Den meisten (öffentlichen) Schulen mangelt es an Büchern, Mobiliar, Trinkwasser, Toiletten und Hygienemöglichkeiten (z.B. zum Händewaschen).Viele SchülerInnen bleiben den gesamten Unterrrichtstag ohne Essen, denn nur wenige öffentliche Schulen können ihren Schülern eine Mittagsmahlzeit anbieten.

Durchschnittlich gibt es ein Lehrbuch für 5 Schüler und eine Toilette für 54 und 51 Jungen respektive Mädchen. Das ist weit unter dem Durchschnitt und beeinflusst vor allem die Anwesenheit und die Performance der Mädchen in der Schule.

Einer globalen Initiative zur Beendigung aller körperlichen Strafen gegenüber Kindern zufolge ist die körperliche Züchtigung immer noch legal und wird auch an vielen Schulen noch praktiziert.

Allein 2010 verließen über 7000 Mädchen die Grund- und Sekundarschulen auf Grund von Schwangerschaften. Nichtsdestotrotz werden Mädchen mit sekundärer oder höherer Bildung 10-mal seltener als Jugendliche schwanger als solche ohne Bildung. Armut ist ein großes Problem im ländlichen Tansania und resultiert in schwierigerem Zugang zu und niedrigerer Qualität von Bildung. Bildungsergebnisse sind in städtischen Regionen konstant höher als in ländlichen Regionen. 

Für Kinder mit geistigem oder physischem Handicap gibt es zurzeit noch kein spezielles Förderungssystem.

Das Bildungssystem in Tansania ist in die folgenden Abschnitte gegliedert:

2 Jahre Vorschule für das Alter 5 bis 6 (Schuljahr 1 und 2)
7 Jahre Grundschule für das Alter 7 bis 13 (Standard I-VII)
4 Jahre Sekundarschule (Ordinary Level) für das Alter 14 bis 17 (Form 1-4)
2 Jahre Sekundarschule (Advanced Level) für das Alter 18–19 (Form 5 and 6)
3 oder mehr Jahre universitärer Ausbildung

Alle Schulformen gibt es sowohl in privater wie in öffentlicher Form.

Grundschule

Staatliche Schulen unterrichten in Suaheli und Englisch. In manchen Privatschulen werden die Schüler, deren Eltern sich die teils hohen Schulgebühren leisten können, ausschließlich auf Englisch unterrichtet. Der Besuch der Grundschule ist für jedes Kind im Alter von sieben Jahren verpflichtend. Im Jahr 2002 wurden die Schulgebühren für staatliche Grundschulen abgeschafft, was zu einer enormen Zunahme an Schulkindern geführt hat. Laut eines Unesco-Berichts stieg die Zahl der Schulkinder mit 4,839,361 im Jahr 2001 und 8,410,000 im Jahr 2008 auf fast das Doppelte an. Diese Zunahme wurde jedoch fatalerweise nicht von einem proportionalen Anstieg der Ressourcen für Lehrkräfte, Klassenräume oder Ausstattung begleitet. 2010 kamen auf einen Lehrer durchschnittlich 54 Schüler. Es gibt Berichte von Dorfschulen in der Mwanza-Region mit angeblich bis zu 200 SchülerInnen pro Klasse.

Das Curriculum wird bestimmt vom staatlichen Tanzania Institute of Education und besteht aus zwölf Fächern, die je nach Schulform in unterschiedlichen Klassenstufen unterrichtet werden: Suaheli, Mathematik, Wissenschaft, Geographie, Sozialkunde, Geschichte, Englisch, berufliche Fächer, Französisch, Religion, Informations- und Kommunikationstechnologie, und Schulsport. Dies kann jedoch je nach Schule ein wenig variieren. Mit Ausnahme von 8 Schulen war Suaheli die Hauptunterrichtssprache in den 15,816 öffentlichen Grundschulen des Landes im Jahr 2010. Im Kontrast dazu war Englisch die Unterrichtssprache in 539 von 551 der registrierten privaten Grundschulen.

Um ein Zeugnis der Grundschule zu erhalten, muss ein Schüler die Grundschulabschlussprüfung am Ende der 7. Klasse bestehen. Damit ist man für den Zugang zur Sekundarschule zugelassen. Im Jahr 2009 bestanden diesen Test 49.4% der 999,070 SchülerInnen. Es gibt eine signifikante Ungleichheit in der Bestehensrate zwischen Mädchen (43.2%) und Jungen (55.6%) aus diversen Gründen.

Sekundarschule

In der Sekundarschule gibt es zwei Level. Das sogenannte Ordinary Level (O' Level) besteht aus den Stufen 1 bis 4. Nach Stufe 4 gibt es wieder eine Abschlussprüfung. Ausgewählte SchülerInnen dürfen weiter die Schule besuchen um das sog. Advanced Level (A' Level) – Stufe 5 und 6 – zu erhalten. Alternativ zum A-Level kann man auch an einem an einer technischen Hochschule ein Diplom ablegen.

Die Schulgebühren für staatliche Sekundarschulen betragen ca. 20,000 tansanische Schillinge (TSH) pro Jahr (entspricht etwa 8 Euro). Dazu kommen allerdings einige Zusatzgebühren wie z. B. Testgebühren, Essensgeld, Ausstattungsgebühren, u.a.. Obwohl die Regierung bemüht ist, eine gute und gleichzeitig bezahlbare Schulbildung für alle Kinder zu ermöglichen und sich in den letzten Jahren Einiges getan hat, sind die Schulgebühren für viele Familien immer noch eine Bürde. In Familien, in denen die Bildung keinen hohen Stellenwert genießt (besonders bei Mädchen), sind die Gebühren immer noch ein Grund, die Kinder nicht in die Schule zu schicken.

Private Sekundarschulen verlangen im Vergleich zwischen 200,000 TSH (ca. 80 Euro) bis zu 32 Millionen TSH (ca 6400 Euro). Dementsprechend sind die Privatschulen viel besser ausgestattet und können Lehrkräfte besser bezahlen, bzw. sich besser ausgebildete LehrerInnen leisten. Eine Standardlehrerausbildung an einem College dauert gerade einmal zwei Jahre, wobei auf Grund des hohen Bedarfs viele LehrerInnen schon nach einem Jahr an die Schulen gehen. Es gibt auch eine dreijährige universitäre Lehrerausbildung. Von allen LehrerInnen mit universitärer Ausbildung arbeiten 58 Prozent an nicht-staatlichen Schulen. Das Curriculum der Sekundarschulen besteht aus optionalen und Pflichtfächern. Alle Kandidaten werden in Mathematik, Englisch, Suaheli, Biologie und Sozialkunde geprüft.

Die offizielle Unterrichtssprache an Sekundarschulen ist Englisch. Für viele Schüler ist Englisch jedoch die dritte Sprache. Denn obwohl Suaheli Landessprache ist, gibt es schätzungsweise 120 gesprochene Sprachen in Tansania – eben so viele wie es Stämme gibt. Besonders in ländlichen Gegenden ist die Stammessprache die Muttersprache der Kinder. Hinzu kommt, dass das Englischniveau am Ende der Grundschule oft hinter den Anforderungen zurück bleibt. Im Jahr 2009 erhielten nur 35.4% Prozent aller SchülerInnen am Ende der 7. Grundschulklasse ein 'Bestanden' in Englisch.

College und Universität

Die höhere Bildung findet in Colleges oder Universitäten statt. Die Studiengänge variieren in Länge und es gibt ein Bachelor- und Mastersystem. Verlässliche Daten zu Hochschulabschlüssen lassen sich schwer finden, dürften sich aber in das Gesamtbild einfügen.

Quellen:

Unicef: http://www.unicef.org/tanzania/6911_10874.html
United Republic of Tanzania: World Data on Education: VII Ed. 2010/11", United Republic of Tanzania, United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, revised August 2010, page 13
http://www.endcorporalpunishment.org/progress/country-reports/united-republic-of-tanzania.html

Wikipedia: en.wikipedia.org/wiki/Education_in_Tanzania